Andacht zum Monatsspruch

Andacht zur Jahreslosung   Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.             (1.Korinther 16,14)

 

Auf den ersten Blick ist das keine aufregende Jahreslosung für das Jahr 2024. Auch Richtschnur, Wegweiser, Geländer könnte man statt „Losung“ sagen. Ein Wort, das uns durch das neue Jahr begleitet und die Richtung vorgeben soll, damit wir gut miteinander hindurch kommen und froh das Jahresende erleben.

Und trotzdem spüren wir: Fehlt es nicht sehr an Liebe in der Welt und in unserer Gesellschaft? Krieg, nicht nur in der Ukraine, Terror, nicht nur in Israel und in unserem Land scheint der Ton rauer zu werden. Immer schneller wird mit harten Bandagen um große und kleine Dinge und Meinungen gekämpft. Haben da nicht gerade WIR ALLE den Aufruf zur Liebe nötig? Für unser Zusammenleben im Alltag, bei Meinungsverschiedenheiten, die wir keineswegs unter den Tisch kehren müssen, sondern mit einander austragen und klären sollen.


Doch was hilft da dieses oft inflationär gebrauchte Wörtchen “Liebe“? 

Wir sind praktisch überall von dem Wort „Liebe“ umgeben. Edeka liebt Lebensmittel, McDonalds animiert zum Lieben, Netflix schlägt uns Liebesfilme um die Ohren und Liebe ist das Schlagwort für reinste Lebensharmonie. Man soll sich selbst lieben, die Produkte der Konzerne lieben, einfach alles lieben. Und Jesus setzt noch einen oben drauf und sagt, dass wir Gott und unseren nächsten lieben sollen wie uns selbst.


Über die Liebe sind unzählige Lieder und Geschichten entstanden. Jeder nur erdenkliche Blickwinkel ist bedacht, besungen und erzählt worden. Ich habe den Eindruck, dass zwar schon längst alles zum Thema Liebe gesagt worden ist, aber nicht von allen.

Die Liebe zeigt sich in unterschiedlichsten Weisen: In den frühen Lebenstagen beispielsweise als bedingungslose Zuwendung und Fürsorge einer Mutter zu ihrem Neugeborenen. Später dann in der Bereitschaft, gewaltige Wäscheberge niederzuringen. Wäscheberge, die Heranwachsende gedankenlos produzieren und zu denen sich ein schier unersättlicher Appetit gesellt.

Die Liebe entdeckt den anderen Menschen, dem sie nahe sein will und mit dem sie das Leben teilen möchte. Die Liebe will ihn oder sie durch dick und dünn begleiten, mit ihm oder ihr hoffen, ausharren und Hindernisse überwinden.


Es tut gut, wenn die Liebe auch auf der letzten Wegstrecke da ist, Trost spendet, die Hand hält, hofft, bangt und irgendwann vielleicht auch trauert. 


Liebe ist… 

Ja, was ist Liebe eigentlich? Liebe ist ein wunderbares Geschenk, das mein Schöpfer mir anvertraut und so mein Leben reich macht.


Und: Liebe hat einen Namen. Der Ausdruck göttlicher Liebe zu Ihnen und mir heißt Jesus Christus. Mit seinem Erlösungsangebot bekräftigt Gott den Wunsch, sich mir zu zuwenden. Gottes Liebe will mir helfen, dass mein Leben gelingt. Dass es gut wird in seinen Augen.


Deshalb kann ich dem Apostel Johannes nur zustimmen, wenn er schreibt: Lasst uns lieben, denn er (Jesus) hat uns zuerst geliebt. (1. Johannes 4,19)


Bevor Jesus angefangen hat, öffentlich zu wirken, ließ er sich taufen. Da kam eine Stimme aus dem Nichts. Das war Gott, und der hat gesagt, dass Jesus sein geliebter Sohn ist und er Freude an ihm hat. Das war's. Das hat gereicht. In diesem Zuspruch hat Jesus gelebt und geliebt.


Nur dann, wenn man Liebe erfahren hat, ist man fähig zu lieben. Das ist ein Prinzip in der Psychologie, aber auch im geistlichen Leben. Das Gebot, dass wir Gott lieben sollen von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft setzt voraus, dass wir uns von Gott lieben lassen. Schließlich hat Gott uns zuerst geliebt.


Erst wenn wir Gottes Liebe zu uns zulassen, sind wir in der Lage, andere bedingungslos zu lieben. Auch haben wir dann kein Problem mehr mit unserer Identität und Selbstannahme, denn dann wissen wir, wer wir sind. Ein Kind Gottes an dem er Freude hat, bedingungslos geliebt.


Ich weiß, dass es oftmals schwer ist und dass sich das alles sehr schön aber irgendwie nicht realistisch anhört. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass genau das möglich ist und Gott sich genau diese Freiheit für uns wünscht.

Und wenn ich mich von geliebt, geachtet, wertgeschätzt und anerkannt weiß, habe ich es nicht mehr nötig, mich über andere zu erheben oder Macht auszuüben, sondern kann ganz relaxt mit den Schwierigkeiten, Problemen, Begegnungen auch mit schwierigen Menschen umgehen.


Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich.

Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos.

Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart.

Wahrheit ohne Liebe macht kritiksüchtig.

Erziehung ohne Liebe macht widerspruchsvoll.

Klugheit ohne Liebe macht gerissen.

Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch.

Ordnung ohne Liebe macht kleinlich.

Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch.

Macht ohne Liebe macht grausam.

Ehre ohne Liebe macht hochmütig.

Besitz ohne Liebe macht geizig.

Glaube ohne Liebe macht fanatisch.

Ein Leben ohne Liebe ist sinnlos.

 

Jesus hat uns, wie gesagt, gezeigt, wie wir uns von Gott lieben lassen können.

Nimm Dir zu Beginn des neuen Jahres einfach mal Zeit und sprich mit Gott darüber: Sage zu Jesus: „Hier bin ich. Ich möchte mich ganz deiner Liebe hingeben.“


Herzliche Grüße und Segenswünsche für das neue Jahr 2024 im Namen der Kirchvorsteher und Mitarbeiter

Euer Pfr. Bernhard Fuß

Share by: